Eine unendliche Geschichte

Der unendliche Geschichte erster Teil

(Dies ist ein Bericht und keine Satire !)

Die Optigruppe soll einen Trailer bekommen, mit dem man bis zu 3 Optis gleichzeitig transportieren kann, mitsamt Rigg und dem sonstigen Zubehör. Angebote wurden eingeholt, Mittel wurden bereitgestellt.
Eine nagelneuer Trailer wurde im tiefen Süden der Republik gefertigt und geliefert und steht jetzt in Hamburg zur Abholung bereit. Ein Vereinsmitglied steht auch schon in den Startlöchern, um ihn dort abzuholen.

Zweiter Teil

Wenn man privat ein Fahrzeug zulassen will, macht man das an der für den Wohnort zuständigen Zulassungsstelle. Der Wohnort des Trailers wäre dann ja in oder hinter der Halle. Die Halle steht im Landkreis Wesermarsch. Wir beantragen und bekommen einen Termin bei der Zulassungsstelle. Wir wollen den Trailer auf den Verein zulassen und nicht auf den Namen eines einzelnen Mitglieds. Wir bekommen eine Mitteilung, welche Unterlagen benötigt werden, stellen sie zusammen. Außerdem bekommen wir einen QR-Code mit dem wir dort “einchecken” können. Jemand fährt mit all dem zur Zulassungsstelle in Brake. Nach geringfügigen Anfangsschwierigkeiten (der QR-Leser zum Anmelden befindet sich in Kniehöhe am Terminal, was aber nicht gleich ersichtlich ist) wird man freundlich empfangen. Allerdings kommt es wohl nicht so häufig vor, das ein Sportbootanhänger auf einen Verein zugelassen wird. Nach Rücksprache der freundlichen Sachbearbeiterin muss sie mir leider mitteilen, dass sie gar nicht zuständig ist, denn für die Zuständigkeit ausschlaggebend ist nicht der Standort des Trailers (Kreis Wesermarsch), sondern der Ort, der im Vereinsregister eingetragen ist (Delmenhorst). Also alles wieder einpacken und nach Hause. Termin bei der Zulassungsstelle in Delmenhorst beantragt und bekommen.

Der freundliche, aber verhinderte Abholer veranlasst, das der Trailer in Hamburg bleiben kann und erst später abgeholt wird.

Dritter Teil

Zulassungsstelle Delmenhorst. Eine Vorabklärung per Email. Unterlagen zur Zulassungsbehörde dortselbst, einschließlich Auszug aus dem Vereinsregister. Ergebnis: Ja, das geht, den können sie bei uns zulassen.

Fahrt nach Delmenhorst – wie man schon ahnt, wohnt der Berichterstatter nicht dort. Kurze Wartezeit, Vorsprechen beim Zuständigen. Sichtung der Unterlagen. Versicherungsnummer fehlt – braucht man für Bootstrailer nicht – doch – beschafft – Rücksprache, Entschuldigung, braucht man doch nicht, wusste ich auch nicht, hätte es aber wissen müssen. Gut, beide etwas dazu gelernt.
Sie haben ja gar keine Adresse in Delmenhorst (Standort Halle, Clubhaus und Trailer Wesermarsch, Postanschrift der Ersten in Bremen), das krieg’ ich nicht in die EDV – Wir haben von ihrem Amt eine Mail, dass es geht – Chefin weiß es, ist aber krank – Rufe die Chefin an, wie es geht – Chefin geht nicht ran – Ich bleibe dran und sage Bescheid.
Zurück nach Hause, Trailer immer noch in Hamburg.
Merke: Man braucht gar kein SAP, um alle Abläufe zu blockieren, der Öffentliche Dienst kann das auch ohne. Immerhin, es ist wie manchmal in der Mathematik: Wir wissen jetzt, dass es eine Lösung gibt. Wir kennen sie nur noch nicht. (*1)

Bis jetzt: Alle waren nett und freundlich und bemüht. Nur das Ergebnis lässt noch auf sich warten.

Der Trailerabholer zeigt Verständnis, er hat auch schon selbst Bootstrailer auf einen Verein zuzulassen versucht.

Vierter Teil

Anruf von der Zulassungsbehörde Delmenhorst. Man arbeitet also offenbar noch an dem Fall. Der Auszug aus dem Vereinsregister sei alt – ist er nicht. Es stünden keine Adressen der Vorstandsmitglieder drin – taten sie noch nie, jedenfalls nicht in unserem Eintrag bei diesem Gericht. Allerdings sind die Adressen ja kein streng gehütetes Geheimnis, hab’ sie an die Behörde geschickt.

Anruf von der Trainerin: Der Lieferant möchte, dass der Trailer vom Hof kommt. Anruf beim (vorgesehenen) Trailerabholer. Der habe schon mit “Hamburg” gesprochen, die wollten den doch in eine andere Halle bringen. Wir bitten, “Hamburg” mitzuteilen, dass wir immer noch auf die Zulassung warten.

(Dilemma 1: Wir könnten ja ein Kurzzeitkennzeichen beantragen, was uns aber Kosten verursacht. Das ist dann schwer zu vermitteln, dass wir für das Knirschen in den Mühlen der Bürokratie auch noch zahlen sollen. Die Meinungen dazu sind geteilt.)

(Dilemma 2: Während sich der zentrale Handlungsstrang in die Länge zieht, wurde die geänderte Zusammensetzung des Vorstands ins Vereinsregister eingetragen. Gebe der heilige Bürokratius, dass daraus nicht weitere Schwierigkeiten entstehen!)

Fünfter Teil

Nach so etwa 8 bis 12 Versuchen, die Zulassungsbehörde ans Telefon zu bekommen gelingt eine Kontaktaufnahme. Mit dem folgenden traurigen Ergebnis: Es geht gar nicht. Wir dürften ohne eine Geschäftsadresse in Delmenhorst gar nicht im Vereinsregister stehen. Allerdings stehen wir da schon gar lang so drin, spätestens seit der vorige Vorsitzende ins Amt gekommen ist, also seit ungefähr 25 Jahren. Das Gericht hätte uns so nicht eintragen dürfen – das war keinem von uns bekannt und eigentlich auch gar herzlich egal. Dafür sitzen doch dort Fachleute, die das gar richtig machen können. Ja, die Akten sind irgendwann, ohne dass wir da irgendeinen Einfluss darauf hätten nehmen können, von einem Gericht zum anderen gewandert. Ja, und?

Das Gericht könne den Eintrag ja problemlos ändern. Dazu brauchen wir allerdings eine außerordentliche Mitgliederversammlung und eine Satzungsänderung, die den Vereinssitz dahin verlegt, wo die Halle steht. Wie schon erwähnt in Lemwerder an der Weser, an der ja Delmenhorst nun mal nicht liegt. Und ob wir eine Mehrheit dafür bekommen, den “Delmenhorster Segelclub usw. etc”. an einen anderen Ort zu verlegen, ist auch mehr als zweifelhaft.

Werden morgen ein Kurzzeitkennzeichen (kostet) beantragen, ein Nummernschild machen lassen (kostet) und versuchen, den Trailer erstmal abzuholen und zur Halle zu bringen. Der Händler will ihn endlich los werden. Wie es dann weitergeht, müssen wir anschließend klären.

Zitat:

Bei uns alles Korruption, in Deutschland alles Bürokratie”

Name der Redaktion bekannt

Bürokratie ist die gerechtere Lösung, alle leiden gleichermaßen. Mit Korruption käme man aber immerhin zu einer Lösung 😉

Sechster Teil

Offenbar ist das Problem nicht lösbar. Wir haben uns ein Kurzzeitkennzeichen (Kostet und ist mit weiterer Warterei verbunden) beschafft und ein entsprechendes Schild prägen lassen. (Kostet auch, geht aber sehr flott. Kann nach einmaliger Nutzung umweltgerecht entsorgt werden. Oder vielleicht zu etwas sinnvollem umgearbeitet werden. Wer braucht noch ein Stück Blech?) Beim Abholen wird dem Abholer nochmals mit erhöhtem Personalaufwand (3 Personen) erklärt, warum alles nicht funktioniert. Verstanden hatte ich es aber schon, mir mangelt es nur an Verständnis.

Trailer steht jetzt unzugelassen an der Halle und wartet auf die Inbetriebnahme.

Nach jetzigem Kenntnisstand gibt es für die Zulassung folgende Lösungen:

Korrekte Lösung 1a)
Der Verein kauft in Delmenhorst ein Grundstück und hat dann eine Delmenhorster Adresse. Dann kann er in Delmenhorst einen Anhänger zulassen.

Korrekte Lösung 1b)
Eine Person aus dem Vorstand zieht nach Delmenhorst und macht dann seine Adresse zur Vereinsadresse. Dann kann sie auch einen Trailer zulassen.

Korrekte Lösung 1c)
Neuwahl eines Vorstands, von dem mindestens ein Mitglied eine Delmenhorster Adresse hat. Siehe oben.

Korrekte Lösung 2)
Der “Delmenhorster Segelclub St.Veit e.V. von 1924″ zieht nach Lemwerder um, könnte dann z.B.
Delmenhorster Segelclub St.Veit e.V. von 1924 in Lemwerder” oder
Lemwerderer Segelclub St.Veit von 2023, vormals Delmenhorster Segelclub St.Veit e.v. von 1924
heißen oder so ähnlich. Dazu brauchten wir nur die Satzung zu ändern, wovon besonders die alteingesessenen Delmenhorster begeistert wären, den Eintrag im Vereinsregister ändern, wovon mindestens ein Notar begeistert wäre, und alle Jahrzehnte lang gewachsenen Beziehungen von Delmenhorst nach Brake schaffen. Wer davon begeistert wäre, ist noch nicht restlos geklärt.

Pragmatische Lösung:
Ein Vereinsmitglied lässt den Trailer auf seinen Namen zu.
Genau das wollten wir eigentlich nicht, weil dann Ärger und Aufwand, den der Verein mit dem Fahrzeug hat, bei einer einzelnen Person landet. Scheint aber die einzig gangbare Lösung zu sein.

Da der Vorgang “Ich lasse einen Sportboottrailer zu” noch nicht abgeschlossen ist, werden noch weitere Teile folgen. Anschließend ist der Schreiber dieses Beitrags für längere Zeit mit unbekanntem Ziel verreist!

Siebter Teil

Wir haben uns für die pragramatische Lösung entschieden. Der Trailer ist jetzt auf die erste Vorsitzende zugelassen. “Wenn wir eine Firma wären …” – Sind wir aber nicht. Auf dem Blatt für den Schilderherstaller stand zulassungsfrei, aber nicht grün. Muss aber, nee, muss nicht, hab ich noch nie … Naja, sowas ist ja lösbar, ist ja nicht weit weg und der gute Wille ist auf allen Seiten da. Und weil wir schon ganz verwirrt und genervt sind von der Geschichte, haben wir leider vergessen, dass der Trailer ja für 100 km/h zugelassen ist. Jetzt fehlt uns noch das entsprechende Schild. Aber immerhin, wir kommen dem Ende der Geschichte langsam näher.

Törööö!

(*1) Hier war offensichtlich der Wunsch der Vater des Gedanken